Digitalisierung – Wie sicher ist meine berufliche Zukunft?

Die Diskussion über die Reichweite, die Geschwindigkeit und die Folgen der Digitalisierung ist momentan allgegenwärtig. Unstrittig dürfte dabei sein: Die Digitalisierung ist im vollen Gange, sie ist schnell und sie wird unser aller Leben umkrempeln.

Im Folgenden sehen wir uns einige Parameter an, anhand derer sich die eigene berufliche Zukunft und die Dringlichkeit erforderlicher Anpassungen besser einschätzen lassen. Je nach Ausbildungsstand und der Position in der Work-World ergeben sich natürlich verschiedene Dringlichkeiten und unterschiedliche Optionen. Beginnen wir mit dem Offensichtlichen.

Dringender Handlungsbedarf besteht für so gut wie jeden Erwerbstätigen, der momentan einer körperlichen Routinearbeit nachgeht. In diese Tätigkeiten sind Menschen leicht von Maschinen und Robotern zu ersetzen. Viele dieser Maschinen und Roboter gibt es aktuell schon, sie sind bereits im Einsatz und sie werden immer besser und billiger. Aktuell rechnet sich eine Roboter-Arbeitsstunde mit ca. 4.- €/ Std.

Wer also zum Beispiel Maurer ist, oder darüber nachdenkt das Maurerhandwerk zu erlernen, sollte sich vorher ein Video von SAM auf Youtube ansehen. SAM zieht Mauern hoch, dreimal so schnell wie ein menschlicher Maurer. Analog das Gleiche gilt für andere körperliche Routinearbeiten wie Lageristen, oder Arbeiter im Straßenbau, aber auch einfache Bürotätigkeiten, wie z.B. Belegerfassung.

Wer in ein paar Jahren in Rente geht, muss sich hier vermutlich keine Sorgen machen, aber wer noch länger als 10 Jahre beruflich aktiv sein will, sollte über alternative Möglichkeiten nachdenken und rechtzeitig reagieren.
Ganz offiziell und ein bisschen differenzierter ist diese Aufstellung, die einem Bericht der Bundesagentur für Arbeit auf Grundlage seines jährlichen Job-Reports und den Daten der US-Behörde für Arbeitsstatistik folgt:
Die Top 10 der der Berufe, die zeitnah aussterben werden. Konkret heißt es: Rund 4,4 Millionen Jobs könnten schon jetzt durch Roboter oder Computer ersetzt werden. Vor allem bei Routinearbeiten.

• Finanzbeamte – alles wird digital.
• Versicherungsmakler und Mitarbeiter – geht alles über Internet
• Maschinenführer – z.B. Automotive
• Stewardessen – Flugbegleiter – durch Fusionen weniger Bedarf
• Juweliere und dazugehörige Berufe – Onlinehandel
• Holzfäller, Waldarbeiter – Maschinen
• Klassische Zeitungen – Internet usw.
• Landwirte – Maschinen – Großbetriebe
• Zählerableser – Für Heizungen, Strom etc.
• Postboten

Im Schnitt ca. 20 % weniger Jobs, viele könnten, rein technisch gesehen, heute schon ersetzt werden.
Wer denkt er ist als Programmierer sicher, liegt falsch. Künstliche Intelligenz beherrscht heute schon einfache Programmiersprachen wie HTML oder PHP und erstellt Webseiten auf Zuruf. So das wir als zweiten Problembereich wohl einfache, nichtkörperliche Routinearbeiten definieren können. Ein gut ausgebildeter, hochqualifizierter IT-Profi wird sicherlich auch zukünftig keine Schwierigkeiten bekommen. Ein Webdesigner, der sich nicht weiter entwickelt mit Sicherheit schon.

Der nächste Bereich, in dem garantiert viel passieren wird, ist jede Tätigkeit, welche irgendwie mit „Fahren“ zu tun hat. Autonomes Fahren entwickelt sich sehr schnell, wie in diesem Artikel ausführlich beschrieben. Momentan in aller Munde: Autonom fahrende Taxis. Es gibt schon die ersten Modellversuche, in Deutschland arbeiten Mercedes und Bosch daran und global ist Uber ganz vorne mit dabei. Taxifahrer zu werden ist also keine gute Idee für die Zukunft. Mag sein, dass es noch ein paar Jahre dauert, aber früher oder später fahren die Dinger selbständig. Eher früher als später. Analog dazu entwickeln sich Bereiche wie selbstfahrende LKWs, Busse, Trambahnen, U- und S-Bahnen. Hier noch eine Ausbildung oder Umschulung zu beginnen ist bestimmt keine gute Idee.

Generell lässt sich sagen, dass jede Tätigkeit, die sich von einer der folgenden Schlüssel-Technologien ersetzen lässt, oder stark davon beeinflusst ist, auf den Prüfstand muss.
3D Druck
Nanotechnologie
Künstliche Intelligenz
Space
Robotik
Genetik
Medizin – Biomedizin
Langlebigkeit
eMobilität – autonomes Fahren
Augumented & Virtual Reality
und Kombinationen daraus

Daher ist es wichtig, zu verstehen, wie sich diese Schlüssel-Technologien entwickeln, wie der aktuelle Stand ist und wo es hin geht, wie hier in zugehörigen Artikeln beschrieben. Der digitale Tsunami wird kommen. Er ist schon dabei sich aufzubauen. Ist es also Zeit durchzudrehen und die Zukunft in Frage zu stellen?

Bestimmt nicht. Wie der berühmte deutsche Philosoph Udo Lindenberg sagen würde: „Bloß keine Panik.“ Natürlich machen Veränderungen Angst. Erst Recht, wenn sie schnell und schwer kontrollierbar sind. Trotzdem ist das alles nicht neu. Wirtschaftliche, technikbasierte Umstürze gab es schon immer. Ganz offensichtlich stehen wir wieder an der Schwelle zu einem neuen (sehr lang anhaltenden) Zyklus. Ganz offensichtlich werden Unmengen von Jobs durch Technik und Fortschritt eliminiert. Mag sein, dass es wieder ein bisschen holperig wird, aber in erster Linie deshalb, weil wir denkbar schlecht damit umgehen. Statt die Entwicklung zu verstehen und mit der Welle zu surfen, stellen wir uns dagegen. Interessenverbände, politische Parteien, Gewerkschaften und so weiter wollen erhalten was war.

Panikmache ist also weder sinnvoll, noch nötig. Wir werden nicht unausweichlich in einem Heer von Arbeitslosen ersticken. Natürlich werden die Menschen, welche einfache, körperliche Routinearbeiten ausführen die ersten sein, welche den Wandel zu spüren bekommen. Aber, wenn wir das jetzt schon wissen, warum reagieren wir nicht darauf? Warum werden einfache, körperliche Routinearbeiten weiter in vollem Umfang ausgebildet, als ginge es immer so weiter? Warum werden hier nicht Ausbildungsmöglichkeiten für einfache, aber digitale und zukunftsorientierte Berufsfelder geschaffen?

Nicht jeder muss zukünftig Fachinformatiker für Systemintegration, oder Software-Ingenieur werden. Auch im durchautomatisierten, roboter- und maschinenüberfluteten Arbeitsumfeld wird es immer Tätigkeiten auf unterschiedlichen Ausbildungsebenen geben. Vielleicht erstellt der Lagerarbeiter zukünftig die PowerPoint-Folien seines Chefs, oder ein ehemaliger LKW-Fahrer im Fernverkehr nutzt zukünftig seine Erfahrung im grenzüberschreitenden Transportwesen für die unterstützende Koordination autonom fahrender LKWs.
So haben wir das schon immer gemacht. Wir haben uns angepasst und mit viel Kreativität neue Jobs erschaffen. Inklusive der mindestens ebenso kreativen Job-Titel. Das werden wir auch zukünftig wieder machen.

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Erstveröffentlichung in der HuffingtonPost am 28.03.2018

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