Auszug aus dem Buch: Status: Fuck You
Stell dir vor, du stehst auf einem belebten Marktplatz. Um dich herum drängen sich die Menschen an den Ständen entlang. An diesen Ständen hängen Plakate mit bunten Bildern, mit Werbung und knallig aufgemalten Preisen. Auf den Präsentationsflächen liegen Unmengen verschiedener Produkte. Plastikspielzeug in allen Farben, funkelnder Modeschmuck, bunt bedruckte T-Shirts, Werkzeug, Haushalts-gegenstände und so weiter. Von den Dächern der hölzernen Marktstände hängen weitere Gegenstände herab, welche ebenfalls zum Verkauf angeboten werden.
Es riecht nach dem Holz der Stände, nach Schweiß und Straße, aber auch nach Kaffee, Gewürzen, gebratenem Fleisch und Fisch. Es ist laut und hektisch. Händler verhandeln lautstark ihre Preise mit den Kunden, preisen ihre Waren an, scherzen mit den Passanten. Kinder schreien, Hunde bellen und an jedem Stand wechselt die laute, schlecht ausgesteuerte Musik.
Menschen drängen sich an dir vorbei, rempeln dich an. Du willst noch zum Stand mit den Backwaren, kommst aber nur schwer vorwärts, außerdem, wo ist der Backwaren-Stand überhaupt? Kinderwägen und Fahrräder blockieren den Weg. Du kannst nur ein paar Meter weit sehen und was du siehst wechselt ständig. Menschen unterhalten sich, betrachten die Waren, stehen im Weg und machen keine Anstalten dich vorbei zu lassen.
Dieser betriebsame Marktplatz ist eine Metapher für dein aktuelles Leben. Du verstehst bestimmt die Idee dahinter. Stell dir vor, die einzelnen Akteure, die Menschen, die Stände, die Plakate, stehen für Personen in deinem Umfeld, aber auch für Sachzwänge und Verpflichtungen. Der Mann vor dir steht für deinen Chef, der Mann daneben für einen schwierigen Kunden, die Frau daneben für deine Schwiegermutter. Die Menschen, die im Weg stehen, sind deine Arbeitskollegen, Bekannte, Freunde oder deine eigene Familie. Der Stand direkt vor dir, der dir die ganze Sicht verbaut, das sind deine finanziellen Verpflichtungen. Die anderen Stände stehen für deine Sachzwänge, für Aufgaben und Pflichten, von denen du schon bald nicht mehr weißt, wann und wie du das alles erledigen sollst. Die Plakate und die herunter hängenden Gegenstände, welche immer genau vor deinem Gesicht hängen, stehen für weitere Dinge, die du erledigen, bezahlen oder regeln sollst. Ist es nicht unheimlich schwer, aus diesem ganzen Trubel heraus eine weitsichtige Lösung zu finden? Wie willst du etwas sehen, das weit außerhalb des Marktplatzes liegt? Du findest ja nicht mal die Backwaren.
Stell dir vor, aus dem ganzen Trubel heraus siehst du plötzlich einen Mann auf einem Hügel stehen. Der Hügel liegt ein bisschen abseits des Marktplatzes und ist deutlich höher als der Marktplatz selbst. Hoch genug, um locker über den Marktplatz hinwegsehen zu können. Hoch genug, dass offensichtlich nur sehr wenige Menschen Lust haben, dort hoch steigen. Hoch genug, um den Trubel hinter sich zu lassen. Hoch genug, um den Ablenkungen dort unten zu entkommen.
Niemand rempelt den Mann dort oben an, niemand schiebt ihn rum. Nichts verstellt seine Sicht, oder hängt vor seinem Gesicht. Niemand steht ihm im Weg. Niemand drängt ihm irgendetwas auf. Niemand, hindert ihn daran, sich mit den wirklich wichtigen Dingen zu beschäftigen.
Er steht dort ganz ruhig und blickt in die Ferne. Seine Aussicht ist um Längen besser als Deine. Unverstellt, weitreichend. Er kann viele Dinge sehen, die du nicht sehen kannst. Nicht vom Marktplatz aus. Er sieht neue Straßen, Autobahnen, Wege, die von unten nicht sichtbar sind. Neue Horizonte, neue Hügel und Berge.
Das ist mehr als eine Metapher, dass ist die Wirklichkeit. Unsere Wirklichkeit, Deine Wirklichkeit. Das ist der Hauptgrund, warum die vorher genannten Methoden nicht gut funktionieren. Es ist schlicht eine Unmöglichkeit, aus deiner jetzigen Situation heraus zu versuchen eine neue Sichtweise zu generieren. Die aktuellen Umstände deines Lebens stehen wie Wände vor dir und verhindern eine neue Sichtweise. Du kannst dich nicht einfach anstrengen und da durch sehen. Auch noch mehr Anstrengung macht die Wände nicht transparent.
Du erinnerst dich an die erste Geschichte am Anfang des Buches (…) Mehr davon
Das Kapitel mit dem Mann auf dem Hügel ist natürlich nur ein Teil einer umfassenderen Strategie. Wenig Dinge gehen mir persönlich mehr auf die Nerven, als fremdbestimmt zu sein. Daher auch der Buchtitel: Status: Fuck You – Ich wollte mich selbst in eine Position bringen, wo ich zu jedem Menschen der mich nervt F… Y.. sagen kann. (Sagen kann, nicht unbedingt sagen muss) Diese Stufe erreicht zu haben hatte einen wirklich befreienden, sehr emotionalen Effekt. Diesen Effekt ich möchte gerne anderen auch zugänglich machen. Wie so oft im Leben: Im Rückblick war es gar nicht sooo schwer, wie ich anfangs dachte.