Durchschnitt ist ein Tiefpunkt für mich

Anfang 2024, weit in meinen Fünfzigern, war ich an einem Tiefpunkt angekommen. Ich habe mich umgeschaut und mit Entsetzen festgestellt, dass ich beim Durchschnitt angekommen war. Für die meisten ist Durchschnitt normal (deswegen heißt es ja Durchschnitt) für mich war das ein Desaster. Hier wollte ich auf keinen Fall landen. Aber, um ehrlich zu sein, von meinem ursprünglichen Lebenstil war nicht mehr viel über geblieben. Dafür zeigten sich jetzt die Folgen dieser Entwicklung.

Natürlich war ich selbst daran Schuld. Jahrelang war ich überdurchschnittlich. Zumindest in den Dingen die mir wichtig waren. Ich war immer körperlich fit. Athlet, Bodybuilder, Kampfsportler. Zu meiner besten Zeit 107 kg pure Muskeln. (zumindest das meiste davon) Und ich war immer gesund. Vegetarier (seit über 35 Jahren inzwischen) immer gesund ernährt, dauernd in Bewegung, bei jedem Gesundheitscheck unter den Top-Kandidaten. Alkohol, Süßigkeiten, ungesundes Zeug mit zu viel Zucker oder Fett habe ich nicht angefasst. Das alles hat sehr lange super funktioniert. 

Aber über die Jahre hat wohl das Leben zugeschlagen und ich habe mich weich kochen lassen. Während Corona wurde aus einem eigenen Business ein 9-to-5 Job. Hilfreich und befriedigend zunächst, aber mit der Zeit immer energieintensiver, stressiger, fordernder. Wie ein wuchernder Tumor im energetischen, mentalen System. Der Stress wurde mehr, der Widerstand schmolz. Der Energie-Level ging runter. Immer öfter vielen Trainingseinheiten aus, weil am Ende eines langen anstrengenden Tages einfach keine Energie mehr dafür da war. Ein Glas Wein oder ein Bier zur „Stressbekämpfung“ wurde eher die Regel, als die Ausnahme. Per Definition kein Alkoholiker, aber jemand mit den falschen Stress-Routinen. Süßigkeiten liegen bei anhaltendem Stress einfach näher als Gemüse, Obst oder ein Protein-Shake. 

Ausflüge, Treffen und Kneipenabende wurden weniger. Freunde hatten nun Familien und Kinder. Netflix ersetzte nach und nach gesellige Abende. Der Freundeskreis wurde kleiner, die gemeinsamen Unternehmungen schliefen ein. Der Wohnortwechsel verschärfte die Situation alte Freunde blieben zurück, neue zu gewinnen schien anstrengend. Fehlender Antrieb stoppte Aktivitäten und die Couch war näher als alles was außerhalb des Grundstückes lag. 

Nachdem sich die Symptome immer weniger verdrängen ließen, ging ich zum Arzt. Die erste Diagnose stellte ich mir selbst, als ich mein Shirt ausziehen musste. Ich war fett geworden, käsebleich, keine sichtbaren Bauchmuskeln mehr, keine sichtbaren Venen, keine muskulösen Oberarme. Ich sah genauso aus, wie jeder andere Mann in meiner Altersklasse. Mein Athletenkörper war verschwunden. Die Untersuchungen des Arztes legten noch einmal einen drauf. Zu hoher Blutdruck, zu hohes Cholesterin, untrainiertes Cardio-System, mit anderen Worten: Wie jeder andere durchschnittliche Bürohengst in meinem Alter.

Da war es wieder. Das Unwort: „Durchschnitt“ Es war der sprichwörtliche Weckruf. 
Zeit für ein paar Veränderungen.

Durchschnitt ist ein Tiefpunkt für mich
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